Carlo Carrà führt uns zu einer „Malerei der Töne, Geräusche und Gerüche“, wie sein Manifest von 1913 tituliert ist. Er fordert hier die Abkehr vom „rechten Winkel“ und verlangt, „die Kugel, die rotierende Ellipse, den auf den Kopf gestellten Kegel, die Spirale und alle dynamischen Formen… die Echos der in Bewegung befindlichen Linien und Volumen“. Alle diese Elemente, so Carrà weiter, seien auch in seinem Bild „Begräbnis des Anarchisten Galli“ zu finden. Besonders über dieses Gemälde war in der ersten Futuristenausstellung 1912 in Paris heftig diskutiert worden, da es dem logischen Intellekt und der Klarheit der Formensprache einen „Wirbel von Empfindungen“ entgegenstellt.
Darüber hinaus gehört dieses Frühwerk zu den dramatischsten Kompositionen des Künstlers, der hier ein persönliches Erlebnis in dichten Bewegungsschüben und in einem heftigen rot-braunen Kolorit zusammenbindet. Über der in wechselnden Richtungen auseinanderjagenden Menschenmenge ragen Arme mit Fahnen und Stangen, die auch die glühende Sonnenscheibe bedrohen. Die Menschen haben sich zu einer ziellosen Masse zusammengeballt, durch die wie Blitze und Feuerzungen die roten Lichtbahnen zucken. Ereignisbild und Großstadtvision, Anarchie und Leidenschaft fallen hier in einmaliger Weise zusammen.
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