August Macke, 1887-1914
Seiltänzer, 1914
Öl auf Leinwand, 82 x 60 cm
Bonn, Städtische Kunstsammlungen (www.kunstmuseum-bonn.de)
Dem Bildthema „Balanceakt zwischen Himmel und Erde“ entspricht die Bildform mit ihren ausbalancierten Farbflächen.Zwischen den weich und rund konturierten Gestalten der Zuschauer und den kubisch-scharfkantigen Linien und Flächen, die den Balanceakt umgeben, besteht eine Spannung. Entscheidend für den Bildaufbau ist das vom Sachlich-Gegenständlichen her ganz unwichtige gelbe Dreieck in der linken Bildecke. Dieses Dreieck bietet – unserer Seegewohnheit entsprechend, nach der wir ein Bild von links nach rechts betrachten – den Eintritt ins Bild. Deckt man dieses Dreieck einmal ab und versucht, sich das Dreieck in einer Rottönung vorzustellen, so wird überraschend deutlich, dass dieses farblich gegenüber den Rot-, Blau- und Grünflächen, des übrigen Bildes zurücktretende kleine Dreieck kompositionell für das ganze Bild von ganz entscheidender Bedeutung ist. Denn auf diesem blassgelben kleinen Dreieck ist das ganze Bild gleichsam ausbalanciert.
Stil:
Wir schon die Gemälde des Jahres 1912 verdeutlichen – z.B.: Zoologischer Garten I, München, Städtische Galerie im Lehnbachhaus und: „Großer Zoologischer Garten“,1913, Dortmund, Museum am Ostwall bildete sich zu diesem Zeitpunkt Mackes unverwechselbarer und von den Mitgliedern des Blauen Reiter unterschiedlicher Stil heraus: Für die Gestaltung von Eindrücken der „Sichtbaren Welt“ (Macke) verband er die reinen Farbtöne des Fauvismus mit dem kantig gebrochenen und mehrdimensionalen Konstruktionssystem des analytischen Kubismus. Beide Prinzipien konnten durch die futuristischen simultanen Bewegungsformeln dynamisiert werden.