bleiben sie in der schweren, gerundeten Form gefesselt, nur der Geist versucht, sich freizumachen. Barlach steht in krassem Widerspruch zum Individualismus des 19. Jahrhunderts. Seine Figuren sind überpersönlich, ihre Leiden sind die Leiden der Menschheit-Hunger, Kälte, Alter, Armut. Sein archetypischer Stil führt zu strenger Anonymität, die eine geheimnisvolle religiöse Symbolik enthält. Auch die russische Bettlerin atmet diesen Geist. Es wird deutlich, wo hier die Verwandtschaft mit der Kunst der Primitiven liegt: im Überpersönlichen, in der weit zurückreichenden Stilisierung, in der Symbolisierung transzendentaler Mächte. Während Barlach stark von der norddeutschen Spätgotik beeindruckt wurde, besteht zur Kunst Afrikas keinerlei Beziehung. Seine schweren, erdhaften Menschen mit den ekstatischen Gesten drücken elementares Gefühl aus. Sie sind der Volkskunst verschwistert. Bei diesem norddeutschen Künstler mögen sich Parallelen zur Kunst der Primitiven des Nordens, zu den Eskimos, finden lassen.
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