Vermeer - Im Spiegel seiner Zeit

wäre nicht verwunderlich, da im Holland des 17. Jahrhunderts aufgrund des Überangebots an Künstlern viele Maler neben ihrer eigentlichen Profession bürgerlichen Berufen nachgehen mussten. Auch der 1632 geborene Jan Vermeer übte wahrscheinlich neben der Malerei noch andere Tätigkeiten zum Broterwerb aus. Das Gasthaus „Mechelen“, das sein Vater 1641 in guter Ortslage in Delft erworben hatte und das 1652 als Erbe an Vermeer überging, wurde offensichtlich auch von Künstlern besucht. Belegt sind jedenfalls Kontakte von Vermeers Vater mit den Malern Balthazar van der Ast (um 1593-1657), Pieter van Steenwyck (um 1615-1654) und Pieter Anthonisz. van Groenewegen (1626- um 1658). Die Begegnungen in diesem Gasthaus könnten also den jungen Vermeer hinsichtlich seiner Entscheidung für die Künstlerlaufbahn nachhaltig beeinflusst haben. Balthazar van der Ast, Stilleben mit Früchten, um 1635 Öl auf Holz, 36,2 x 51,8 cm München, Alte Pinakothek Über Vermeers Ausbildung ist allerdings so gut wie nichts bekannt. Voraussetzung für die Aufnahme in die Delfter Lukasgilde, die am 29. Dezember 1653 erfolgte, war wohl eine sechsjährige Lehrzeit bei einem anerkannten Maler. Allerdings gibt es so gut wie keine Hinweise darauf, bei wem Vermeer diese Lehrzeit absolviert haben könnte. Eine stilistische Prägung ist ohnehin kaum nachweisbar, denn die meisten im Delft des 17. Jahrhunderts tätigen Maler, darunter der Porträtist Michiel Jansz. van Miereveld (1567-1641), der schon erwähnte Stillebenmaler Balthazar van der Ast und die Genremaler

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